Hallo Community,
ich halte mich in diesem Beitrag absichtlich fern von der üblichen „per-Sie“-Distanz, da es zu diesem Thema überhaupt nicht passt.
In diesem Beitrag geht es hauptsächlich um das Verständnis, wie man seinen Nachwuchs – sei es die Tochter, der Sohn, der / die Jugendliche eine Grundbildung in Bezug auf virtuelle Netzwerke, deren Vor- und Nachteilen schaffen kann.
in sozialen Netzwerken ist man gerne „per Du“. Welches Netzwerk für was am Besten und wie eingesetzt wird, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Bei dem folgenden Text handelt es sich um ausgewählte Auszüge aus meinem Schulungsprogramm für Privatpersonen: „Elternschulung für den Nachwuchs“.

Welche Netzwerke werden in diesem Beitrag behandelt?

Ich werde in diesem Beitrag verschiedene Netzwerke nennen – darunter Facebook, Twitter und Instagram.
Die verschiedene Plattformen sind von der Grundidee teilweise absolut verschieden. Jeder muss für sich selber wissen, welche Plattform zu jemanden passt.  

Welche Ziele willst Du verfolgen?

Was möchtest Du im sozialen Netzwerk machen?
Geht es Dir hauptsächlich darum, Dich als Person darzustellen? Dann ist wohl Facebook eine mögliche Wahl für Dich. Wenn Du eher Kurznachrichten benutzt und schnell Diskussionen und Fragestellungen zu Kurzworten suchst, bist Du wohl bei Twitter ganz gut aufgehoben. Instagram schließlich ist für Zielgruppen, die Bilder gerne ansehen interessant. Das möge ein jüngeres Clientel sein, trifft aber auch wesentlich ältere Generationen.  

Facebook – Das Netzwerk der Gesichter

Facebook orientiert sich hauptsächlich an Namen und Orten, daher eignet es sich ideal, um verloren geglaubte Personen zu finden.
Facebook baut auf den allgemeinen Geschäftsbedingungen auf, dass der benutzte Name absolut echt sein muss, also dass man wirklich die dargestellte Person ist. Es wird erwartet, dass Daten wie Name, Geburtsort, Werdegang und weitere persönliche Daten korrekt sind und können bei Nichteinhaltung zu einer Sperrung des Facebook-Accounts (Zugangs) führen. Im Zweifelsfall wird Facebook einen Personalausweis anfordern (oder das betroffene Profil sperren).
Grundsätzlich ist Facebook eine recht offene Plattform, auf der man von sich alles was man möchte, preisgeben kann. Sei es in Form von Bildern, Fotos, Videos oder Texten.
Ein recht ausgefeiltes „Privacy“-System, also die Einstellungen für die Sichtbarkeit der Inhalte gegenüber Befreundete, Dritte (Freunde von Freunden oder Bekannten) oder Fremde sorgt dafür, dass man – sofern man es seinen Ansprüchen richtig einstellt – durchaus ein gewisses Maß an Intimsphäre besitzt.
Denkt bei Facebook aber immer daran, dass es eng mit Google zusammenarbeitet. Für alle Welt sichtbare Kommentare, Fotos, usw. können schnell ihren Weg in die meistbesuchte Suchmaschine finden – und dort finden sich Informationsfetzen oder Bilder noch Jahre hinweg, auch wenn ihr die Daten zwischenzeitlich auf Facebook entfernt oder geschützt habt. Dafür ist aber weder Facebook noch Google verantwortlich, sondern nur ihr selber, wenn ihr die Privatschutz-Einstellungen nicht entsprechend einstellt!
Sollte Dein Kind (Jugendlicher) einen Facebook-Account haben, gilt folgendes zu beachten: Es ist zwar laut den Angaben des Anbieters vorgeschrieben, den echten Namen, Geburtsdatum usw. anzugeben, dennoch gibt es Möglichkeiten dies zu umgehen. Der Nachwuchs sollte sich auf keinen Fall mit „angefreundeten“ Personen zumindestens das erste Mal alleine treffen. Gebt dem Kind / Jugendlichen unbedingt die Information mit auf den Weg, dass sich auch wesentlich ältere Personen, die auch komplett anders heißen oder aussehen können, als auf deren Profilbild ersichtlich ist, hinter einem Profil stecken können. Facebook hat zu guter Letzt in seinen AGBs ein Mindestalter von 13 Jahren vorgeschrieben. Ist der Inhaber des Zugangs zwischen 13 und 18 Jahren ist eine Bevollmächtigung des Vormunds vorgesehen.
Ergo:
Vorteile: Man findet viele Personen, ordentliche Privateinstellungen
Nachteile: Höhere Chance, auf „gefakte“ Personen reinzufallen (Personen, die falsche Persönlichkeiten vorspielen)
Neutral: Man kann absolut anonym agieren, das kann Vor- wie Nachteilhaft sein!  

Twitter

Der „Zwitschervogel“ arbeitet mit zwei Hauptelementen: Einen so genannten „Hashtag“, der ein Rautezeichen darstellt (#) sowie ein „Ät“-Zeichen (@), was einen Namen meint.
Bei Twitter kann man  sich damit beispielsweise auf „#carpediem“ beziehen und sich der allgemeinen (öffentlichen!) Diskussion rund um das Thema beziehen oder mittels „@c4u“ sich (öffentlich) an den Benutzer „C4U“ eine Mitteilung senden.
Twitter ist ein nahezu komplett öffentlich einsehbares Netzwerk und es sind nur 140 Zeichen lange Mitteilungen erlaubt. Ziel ist es, mit wenig Worten aber viel Inhalt Diskussionen zu erzeugen. Da in Twitter auch Synonyme als Namen (im Gegensatz zu Facebook mit echten Namen) möglich sind, eignet sich diese Plattform hervorragend für Personen, die ich in die Kategorie „Spieler“ einsetzen würde. Du spielst viel mit einer Konsole und dem PC und hast vielleicht den einen oder anderen Spitznamen bekommen? Auf Twitter findest Du vermutlich den Namen!
Da Twitter komplett öffentlich mit den geschriebenen und geteilten Nachrichten, Bildern und Videos arbeitet, ist ein persönliches Umfeld recht gering angesetzt. Es gleicht eher einem öffentlichen Forum, wo jeder zu einem Thema seiner Wahl entweder einen Beitrag zu einer Diskussion leisten kann oder aber selber mittels einem Hashtag (#) eine Diskussion starten kann – vorausgesetzt es gibt den Hashtag noch nicht!
Für öffentliche Bewegungen und rein aus Spaß bestehenden Tätigkeiten ist Twitter sicherlich die ideale Plattform.
Ich erwähne gerne nochmals: So ziemlich alle erstellten Nachrichten sind öffentlich, also über Twitter und nach kurzer Zeit sicher auch in den Suchmaschinen findbare Textbausteine eures Textes sind dann direkt aufrufbar.
Also:
Vorteile sind öffentliche Diskussionen, Direktbezug auf Synonym-Personen
Nachteile sind die absolute Öffentlichkeit  

Instagram – Das Bildarchiv

Instagram hat (wie der Name bereits vermuten lässt) eine breite Plattform für Abbildungen, Fotos und Grafiken aller Art. Hier ist weniger als bei Facebook oder Twitter der direkte Kontakt interessant, doch bestehen die Möglichkeit, dass der Nachwuchs ein Bildarchiv eröffnet und alle möglichen Fotos einstellt.
In einem solchen Fall würde ich den Eltern empfehlen, hin und wieder anonym die „geposteten“ (hochgeladenen) Bilder des Nachwuchs zu überprüfen. Solang es sich nur um allgemeine Fotos handelt, sollte es nicht allzu schlimm sein.
Diese Plattform kann die Kreativität ordentlich beim Nachwuchs ankurbeln – hier findet man alles – von schönen Originalfotografien (Landschaften, Personen, Fahrzeuge, …) über Bildnachbearbeitungen und Retuschearbeiten.
Achtet bitte immer darauf, dass Selfies, Ganzkörperfotos, usw. unbedingt vermieden werden sollen, sofern ein gewisses Mindestalter unterschritten sein sollte. Ich würde bei einem Selfie eines 15jährigen Kinds als Elternteil hier einschreiten. Das kann beim richtigen Betrachter ins Auge gehen, speziell dann, wenn die Plätze, an denen aufgenommen wurde entweder klar ersichtlich sind oder GEO-Daten (Ortungsdaten) mitgesendet wurden. Dann ist nämlich auf ein paar hundert Meter der Standort ersichtlich!
Bei Urlaubsfotos mag das noch nicht so dramatisch wirken, ist das Foto mit GEO-Daten aber direkt um die Ecke des Wohnorts aufgenommen, kann es gefährlich werden. Werdet aber dennoch nicht paranoid – es lauert nicht an jeder Ecke eine Gefahr. Aber solche Bilder mit Kindern sind wohl für etwaiges Clientel offenbar recht verlockend.  

Vorbeugungsmaßnahmen bei Kontakten von Kindern und Jugendlichen (Nachwuchs)

Eine ordentliche Portion Mißtrauen sollte jedem ersten „echten“ Treffen von „virtuellen“ Personen vorausgehen. Wer die Sicherheitseinstellungen entsprechend angepasst hat und vorsichtig bei der Weitergabe von Daten (insbesondere brisanter Fotos oder Videomaterial!) umgeht, dem droht wesentlich weniger Gefahr.
Aber ich wiederhole gerne: Nachwuchs, also Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren sollten sich über diese Kontaktmethoden in Acht nehmen. Im Zweifelsfall kann man ja aus „sicherer“ Entfernung aufpassen, wer sich dem Kind / Jugendlichen nähert und ob ein Gespräch oder ähnliches forciert wird. Bietet diese Option an, sollte das Kind / der/die Jugendliche darüber sprechen. Quasi nur als Notanker, wenn etwas schiefgehen sollte.
Allerdings sollte es nicht in permanente Überwachung ausarten… seinen eigenen Nachwuchs zu stalken (und entdeckt zu werden) kann die Vertrauenswürdigkeit massiv und langwierig untergraben, sowie weitere Zusammenarbeit im Grund ersticken!
Im Bedarfsfall nimm geistlich die Haltung des Kindes ein:
Gewisse Freiheiten sind wichtig:Würdest Du Dir gerne alles vorschreiben und überwachen lassen?
Je nach Entwicklungsstufe musst Du als erziehende Person natürlich Einfluss auf die eingehenden Inhalte nehmen. Du kannst nun aber auch nicht jedem Chat nachspionieren, was Dein Kind geschrieben hat. Oder jeden Post verfolgen, das Handy abhören, usw. So verlierst Du das Vertrauen des Kinds.
Arbeite statt dessen mit dem Kind und zeige die Vor- und Nachteile von sozialen Netzwerken auf. Wo lauern Gefahren? Was kann passieren?
Und so ein Gespräch passiert am besten direkt dann, wenn das Kind die Inhalte erfassen kann und selbstständig ohne Kontrolle auf diese Netzwerke theoretisch kommen kann:
Wann hat Dein Kind nochmal das erste Smartphone bekommen? Gibt es im Schulunterricht eventuell Möglichkeiten, auf diese Netzwerke zu kommen? Gerade die schulischen Möglichkeiten dürfen nicht unterschätzt werden, frage hier am besten beim Klassenvorstand oder direkt beim IT-/EDV-Lehrer nach, ob diese Seiten vom Schulraum aus erreichbar wären und ob die Bildschirminhalte während des Unterrichts vom Lehrkörper hin und wieder überprüft werden. Wenn ich mich da an meine Schulzeit erinnere…. am Besten gleich zum nächsten Punkt 🙂
Aber natürlich sind auch positive Aspekte wie Kontakterzeugung und teilweise auch Persönlichkeitsschulungen hier parallele Nebenerscheinungen. Ein Kind lernt durch spielen und durch seine (ihre) Interaktion mit anderen Personen. Seien dies Kinder, Jugendliche oder Erwachsene. Und nicht jeder erwachsene Kontakt ist gefährlich. Aber ganz ignorieren darf man solche Angelegenheiten als Elternteil auch nicht.
Sprecht unbedingt mit dem Nachwuchs hin und wieder beiläufig über die Netzwerke und ob neue Bekanntschaften kennengelernt wurden, sofern er oder sie es nutzt. „Überwarnt“ das Kind nicht sondern lasst es selbst Erfahrungen sammeln, lasst es aber nicht alleine in ein Abenteuer laufen!
Im Zweifelsfall springt ins kalte Wasser und macht euch auf dem selben Netzwerk einmal selber ein Profil und probiert es aus und seid dann vorsichtig und analysiert die Umgebung – welche Gefahren und Vorteile bringt denn dieses jeweilige Netzwerk? Wie weit kann man gehen, welche Informationen werden gespeichert? Was taucht nach beispielsweise einer Woche in einer Suchmaschine (Google, Ask, Yahoo, …) auf? Gebt euch aber nicht als jemand anders aus..
Vermeidet aber unbedingt ein direktes Anschreiben (bzw. testen!) der Reaktion des Kinds – unter falschem Namen ist der Vertrauensbruch dann vorprogrammiert, sollte der Nachwuchs da dahinterkommen (und es ist zu 95% sicher, dass es das wird)! Die schlechteste Wahl wäre es, das Kind mit einem gefälschten Account eine Falle zu stellen und danach in Real darauf anzusprechen.  

Kürzel und Smileys

Für Verwirrung sorgen häufig Smileys. Diese bestehen im Regelfall aus zwei bis drei Zeichen, wobei die zweite Stelle auch häufig weggelassen wird:
So entspricht ein 🙂 dem gleichen Effekt wie ein 🙂 .
Smileys deuten ein Gesicht an, wenn man die Zeichen 90 Grad nach rechts dreht. Dabei stehen ein Doppelpunkt für die beiden Augen oder meist ein Strichpunkt für ein zwinkerndes Auge.
Die zweite Stelle stellt meist die Nase dar, ist das Smiley nur zweistellig, entfällt dies meist, da es zu 99% immer ein Bindestrich ist.
Die letzte Stelle stellt den Mund dar. Dabei ist eine Klammer zu ein lachender Mund, eine Klammer zu ein trauriger Mund. Ein „P“ kann als Zunge rausstrecken interpretiert werden.
Eine übersichtliche Liste verschiedenster Smileys (in Textform auch Emoticons genannt) findet sich auf der öffentlich zugänglichen Wikipedia. 😛
Mit der Zeit entwickelt man einen Blick, was mit einem Smiley gemeint ist 😉 . Häufig werden Smileys nach Sätzen benutzt, um diesen einen speziellen Nachdruck zu verleihen: Das finde ich lustig, das finde ich (macht mich) traurig, das war ironisch gemeint, wenn ich daran denke wird mir übel – und so weiter.
Neben den Smileys werden gerne Kürzel im Internet und auch bei der jüngeren Generation benutzt, um nicht so viel Inhalte tippen zu müssen:
lol steht beispielsweise für „Lough out Loud“ und entspricht „Ich lachte mal laut“.
Ein Rofl stellt die Steigerung dar: „Rolling on (ground) floor loughing“ und heißt „sich vor Lachen auf dem Boden kugeln“.https://www.computersystems4u.net/wp-admin/post.php?post=287&action=edit
Neutralere Kürzel sind beispielsweise „gg“, was für „giggling“ steht, also kichern.
Eine recht ordentliche Liste von Kürzeln ist auf der öffentlich zugänglichen Wikipedia ersichtlich.  

Leetspeak

Das so genannte Leet Speak, also eine Umlautsprache (oder besser Schrift) ist noch nicht so alt und entfremdet verschiedene Zahlen auf Buchstaben. So kann eine 4 zu einem A interpretiert werden, eine 8 zu einem B. Meist wird auf das 1:1-Schriftset 1337 zurückgegriffen (auch Elite genannt).
Damit ergeben sich oft für nicht involvierte Personen eigenartige Worte wie „ru10r“ (rulor) oder „h4xX0rZ“ (Hacker / Hackers). Mit etwas Übung liest sich ein solches Wort durch bildartiges Betrachten des Wortes, also weniger Zeichen für Zeichen sondern als Wortbild als Ganzes. Dies gilt ab einem gewissen Grat als Kunstform und kann für Aussenstehende durchaus häufig verwirrend sein. Eine Einführung in diese Schreibweisen sind beispielsweise (wiedermal) hier zu finden, auf der öffentlichen Wikipedia.  

NoGo’s

Unter NoGo’s verstehen sich Sachen, die überhaupt nicht gemacht werden dürfen. Das betrifft hauptsächlich die Arbeit seitens des Erwachsenen mit dem Nachwuchs / Kind / Jugendlichen:

  • Nicht übermäßig den Weg ins Internet zeigen
    • (du musst das so und so machen, mache dies nicht, das musst du anders machen, …)
  • Kein Halbwissen vermitteln
    • Antworten wie „das darfst Du nicht machen, weil das ist schlecht“ sind unbrauchbar, da es für das Kind keinen Sinn ergibt. Konseqenzen? Nachteile? Welche Sachen passieren in Folge?
  • Keine unnötigen Verbote (alles was verboten ist, ist interessant!)
    • Soziale Netzwerke und Internet sind nicht grundsätzlich schlecht
  • Keine Spionage in den persönlichen Logs oder digitale Verfolgung des Kinds
    • Das Kind wird zu 95% dahinterkommen und dann gibt es eine Kriesensituation!
  • Zuviel Druck ergibt ein Ausweichen in eine andere Richtung, die eventuell nicht so offensichtlich zu kontrollieren sein wird
    • Keine permanente Kontrolle auf das Kind ausüben

 

Abschluss

Dies war ein Auszug einiger Kerntehemn aus meinem Schulungsprogramm für Privatpersonen: „Elternschulung für den Nachwuchs“.

Ich wünsche Ihnen noch angenehme Tage!
Ihr Michael Ebenhofer, Geschäftsleitung
Computersystems for you e.U.